römische Kaiserzeit: Nero

römische Kaiserzeit: Nero
römische Kaiserzeit: Nero
 
Augustus wollte die von ihm geschaffene Staatsform, den Principat, als Wiederherstellung der republikanischen Verfassung verstanden wissen. In Wirklichkeit bedeutete sein Werk jedoch die Errichtung der Monarchie. Vor allem hatte der Senat, von dem in republikanischer Zeit die eigentlichen politischen Entscheidungen ausgegangen waren, seinen Einfluss verloren. Die politische Macht lag nun ganz in den Händen des Princeps. Sie beruhte wesentlich auf seinem Oberbefehl über die gesamten Truppen des Reiches. Eine Verfassungseinrichtung, die den Princeps politisch kontrolliert hätte, gab es nicht. Eine derartige Machtfülle barg für jeden Inhaber eine Versuchung und die Gefahr des Missbrauchs.
 
Vor diesem Hintergrund sind die Verstiegenheiten mancher Kaiser insbesondere der frühen Zeit zu sehen, die man mit dem Begriff »Cäsarenwahnsinn« zu fassen sucht. Entscheidend ist dabei, dass das Verhalten des Kaisers als römischem Herkommen zuwiderlaufend empfunden und öffentlich getadelt wurde. In diesem Sinne wurde bereits an Tiberius und Caligula, den ersten Nachfolgern des Augustus, Kritik geübt. Als der eigentliche Vertreter des Cäsarenwahnsinns gilt jedoch Nero, Kaiser von 54 n. Chr. bis 68. Von ihm haben die antiken Schriftsteller Tacitus, Sueton und Cassius Dio zahlreiche private Verfehlungen und Laster sowie unwürdige Regierungshandlungen aufgezeichnet. Demzufolge ließ Nero seine Mutter Agrippina, der er den Thron verdankte, seine erste Gemahlin Octavia sowie seinen Erzieher und »Minister« Seneca umbringen.
 
Der Cäsarenwahnsinn stellt sich, wie das Beispiel Neros lehrt, als eine Art Zwang dar, private Neigungen, Antriebe und Vorstellungen unkritisch und rücksichtslos mithilfe der unerhörten Machtmittel der Kaiserstellung zu realisieren. Allerdings ist bei abschließender Bewertung des Phänomens zu bedenken, dass unsere wichtigsten Gewährsmänner als Vertreter des Senatorenstandes im Grunde eher prinzipielle Gegner des Kaisertums waren und von daher zur Verzeichnung neigten. Selbst im Falle Neros ist nicht zu verkennen, dass er beim Volk offensichtlich beliebt war.

Universal-Lexikon. 2012.

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